Grenznah ignatianisch leben

Von Patrick Jutz

Die GCL (Gemeinschaft Christlichen Lebens) Italien hat ein einzigartiges Projekt organisiert.  Seit Juli 2015 leben immer mindestens drei Wochen jeweils sechs Freiwillige im Haus der Jesuiten in Ragusa. Man/Frau lebt und betet mit den Jesuiten und arbeitet tagsüber im Flüchtlingslager dieser sizilianischen Stadt am Mittelmeer.

Organisiert und geleitet wird das Flüchtlingsprojekt in Ragusa von GCLern aus Italien und Spanien, Freiwillige kommen aus vielen Ländern der Welt. In den ersten Monaten wollten viermal mehr Freiwillige das Projekt besuchen als Plätze vorhanden waren. Eingeladen sind alle Menschen mit ignatianischer Lebensweise und sie werden ermutigt, einmal vertrautes Terrain zu verlassen und an die Europagrenze zu gehen. Eine Grenze, die für viele Menschen auf der anderen Seite zum Tod führt und die von uns mit so vielen Mitteln verteidigt wird.

Mich erinnert dieses Projekt an das Leben von Mose. Der war auch Flüchtling, wurde in der Fremde aufgenommen und arbeitete als Viehhirte. Eines Tages geht er über die Steppe hinaus, übertritt also eine Grenze, die ein professioneller Hirte nicht überschreiten sollte, aber genau da begegnet er Gott – im brennenden Dornbusch. Dies wünsche ich mir, meine Professionalität ablegen können und Grenzen zu überschreiten, in der Hoffnung dann IHM begegnen zu dürfen.

Ingrid und ich werden im November auch dort sein. Seit zwei Jahren engagieren wir uns für Flüchtlinge in unserer Stadt Ettlingen. Als wir von diesem Projekt hörten, waren wir sofort begeistert. Die ignatianische Lebensweise zu vertiefen und sich den Flüchtlingsschicksalen zu stellen, fernab der Heimat, wie es uns schon viele vorgelebt haben, darauf freuen wir uns. Da mein Urlaub dafür nicht mehr ausgereicht hätte, habe ich einen Sabbat-Monat genommen.

Das Projekt ist bisher geplant bis Januar 2016, aber ich hoffe doch, dass dieses Mutmach-Projekt verlängert wird. Abhängen wird dies sicher auch davon, wie gut die Finanzierung gesichert ist. Immerhin wurden für die ersten sechs Monate ca. Eur 25.000 veranschlagt. Für eine bessere Betreuung des Projektes wird noch ein Auto auf Spendenbasis gesucht (Es wäre aber wichtig, dass ein neuer TÜV vorhanden ist und es technisch die lange Fahrt bis Sizilien mit hoher Wahrscheinlichkeit übersteht 😉
Wer also ein Auto für das Flüchtlingsprojekt spenden möchte, kann sich melden bei:
Patrick Jutz.

Wir bitten um Euer Gebet für unseren Einsatz und alle Menschen in Ragusa und in der Flüchtlingsarbeit weltweit.

Vatikanisch-muslimische Erklärung: „Ohne Pressefreiheit ist die Welt in Gefahr“

Der Vatikan und vier französische Imame haben in einer gemeinsamen Erklärung den Anschlag in Paris als „Grausamkeit und blinde Gewalt“ verurteilt. Ohne die Pressefreiheit sei die Welt in Gefahr, heißt es in dem Schreiben, das der Vatikan am Donnerstag veröffentlichte. Jeder Mensch müsse sich allen Formen der Gewalt, die das menschliche Leben zerstörten oder die menschliche Würde verletzten, entgegenstellen. Die Verantwortlichen der Religionen müssten stets eine „Kultur des Friedens und der Hoffnung“ fördern. Der gemeinsame muslimisch-katholische Appell richtete sich freilich auch an Medienverantwortliche: Über Religion, ihre Anhänger und ihre Praktiken sei respektvoll zu berichten. Zugleich rufen die Unterzeichner zum Gebet für die Opfer auf.

Unterzeichner sind der Präsident des päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog, der französische Kurienkardinal Jean-Louis Tauran, vier französische Imame sowie der Bischof von Evry, Michel Dubost, und der Direktor des französischen katholischen Dienstes für die Beziehungen mit dem Islam, Christophe Roucou. Sie hatten im Vatikan an einer Konferenz über den interreligiösen Dialog in Frankreich teilgenommen, die am Donnerstag zu Ende ging. Am Mittwoch hatten die Imame die Generalaudienz des Papstes besucht und waren von Franziskus begrüßt worden.

Die Erklärung im Wortlaut:

Wir laden die Gläubigen dazu ein, in Freundschaft und Gebet ihre menschliche und geistige Solidarität mit den Opfern und ihren Familien auszudrücken. Unter diesen Umständen empfiehlt es sich auch, daran zu erinnern, dass ohne die Meinungsfreiheit die Welt in Gefahr ist. Daher ist es notwendig, sich dem Hass und den allen Formen von Gewalt zu widersetzen, welche nicht nur das menschliche Leben zerstören und die Würde der Personen verletzen, sondern auch die Grundlage des friedlichen Miteinanders zwischen den Völkern zutiefst verletzen, ungeachtet der Unterschiede in Nationalität, Religion oder Kultur. Wir rufen daher die religiösen Verantwortlichen dazu auf, eine Hoffnungs und Friedenskultur zu fördern, die fähig ist, Angst zu besiegen und Brücken zwischen den Völkern zu bauen. Mit Blick auf die Welt der Kommunikation laden wir die Verantwortlichen in den Religion dazu ein, über ihre Religion, ihre Anhänger und religiösen Praktiken zu informieren, um so eine Kultur der Begegnung zu fördern. Der interreligiöse Dialog bleibt der einzige Weg, um Vorurteile aus dem Weg zu räumen