Die barmherzige Straße – überraschende Gottesentdeckungen bei Straßenexerzitien

Von Michael Schindler, Friedrichshafen

Straße mit Barmherzigkeit in Verbindung zu bringen wirkt paradox. Menschen, die auf der Straße leben (müssen), kennen die Unbarmherzigkeit eines solchen Daseins, wo selbst die Schicksalsgenossen potentiell unbarmherzige Konkurrenten sind. Wer auf die Straße gesetzt wurde, hat die Unbarmherzigkeit der Arbeitswelt kennengelernt. Und eine Kindheit auf der Straße blendet bestenfalls in sozialromantischen Verklärungen die dieser zugrunde liegende Enge und Armut des Zuhauses aus.

Die Straße ist auch ein gefährlicher Ort, weil dort Unfälle geschehen, und sie gilt deshalb als gefährlich, weil man dort bei Dunkelheit überfallen zu werden droht. Und auch Auseinandersetzungen, die auf der Straße zwischen protestierenden Gruppen ausgetragen werden, sind meist nicht von einem barmherzigen Umgang miteinander geprägt.

Von einer barmherzigen Straße zu sprechen scheint also vordergründig wenig plausibel zu sein oder gar die typischen Konnotationen zu Straße zu konterkarieren.

2       Die Straße als offener Raum[1]

Bei allen Regeln und Gesetzen, denen eine Straße zumindest in Mitteleuropa unterliegt, ist sie ein Ort, der nicht so wie der Privatraum zu kontrollieren ist. Sie ist ein „nicht-privatisierter Ort“[2], der höchst unterschiedliche Praxis ermöglicht: Flanieren, Shoppen, Zuschauen, Einkehren, schnell Passieren, Übernachten. Sie dient als Verkehrsverbindung, als Bühne, als Marktplatz und als Forum zur Kundgabe und zum Austausch politischer Meinungen. Sie ist ein Ort von Kommerz, Konsum und touristischer Neugier. Hier kann Geld ausgegeben und verdient werden. Und sie bietet Raum für diejenigen, die auf der Straße leben (müssen) und auf Betteln oder das Sammeln von Flaschen angewiesen sind. Was in diesen kurzen beispielhaften Andeutungen deutlich wird, ist die Tatsache, dass die Straße auch ein Ort von Widersprüchen ist. Prinzipiell kann sie zwei gegenläufige Wirkungen zeitigen: sie kann exkludierend wirken, z.B. große Straßen mit viel Verkehr, die wie eine Grenze wirken oder durch Einkaufs- und Einkehrmöglichkeiten, die nicht für alle zugänglich sind. Sie kann aber auch inkludierend wirken, indem auf der Straße Menschen unterschiedlicher Milieus Platz finden und sich einander Fremde begegnen können[3], wie es im Privatraum in der Regel nicht der Fall ist.

Was in dieser Beschreibung auch deutlich wird, dass Straße nicht als religiöser Ort gesehen wird. Zwar lassen sich auf der Straße religiöse Orte (Kirchen, Moscheen) ausmachen, die aber heutzutage eher als Refugium von der lauten und umtriebigen Straße oder als Sehenswürdigkeit denn als ein Teil von dieser wahrgenommen werden. Die Straße funktioniert ohne Religion. Diese areligiöse Dimension der Straße macht es nochmals schwieriger, sie mit dem religiös konnotierten Begriff der Barmherzigkeit in Verbindung zu bringen.

3       Die Straße als geistlicher Ort: Exerzitien auf der Straße

Ausdrücklich als ein geistlicher Ort wird die Straße in den so genannten Exerzitien auf der Straße charakterisiert. Entdeckt wurde diese Exerzitienform Ende der 90er Jahre, als Ludger, ein junger Jesuit, bei seinem Mitbruder Christian Herwartz, der in Berlin-Kreuzberg als Arbeiterpriester in einer offenen Wohngemeinschaft lebte, Einzelexerzitien machen wollte. Auch auf den zunächst abschlägigen Hinweis von Herwartz, in seiner Wohnung gäbe es keinen Rückzugsort geschweige denn eine Kapelle, und zudem sei er kein ausgebildeter Exerzitienbegleiter beharrte Ludger auf seinem Ansinnen, um in diesem Umfeld eine grundlegende Entscheidung zu treffen. Und Christian Herwartz, für dessen Wohngemeinschaft als oberste Prinzip die bedingungslose Gastfreundschaft galt, stimmte zu. Tagsüber war nun Ludger auf den Straßen Kreuzbergs auf der Suche nach Gott unterwegs, abends erzählte er seinem Mitbruder Christian von seinen Erlebnissen. Dabei entdeckte dieser plötzlich, „welch privilegierter Ort für Exerzitien“[4] Kreuzberg sei.

Es folgten ab 1998 in Berlin erste experimentelle Exerzitienkurse auf der Straße, deren Zahl mit den Jahren zunahm, und die sich in Dauer und Zielgruppe zunehmend differenzierten.[5] Doch bis heute ist allen gemeinsam, dass die Straße, dieser öffentliche Raum in all seiner Vielfalt zum Ort des geistlichen Übens wird. Inspiriert von der Geschichte des Mose am brennenden Dornbusch (Ex 3,1-6) machen sich die Frauen und Männer in den Exerzitien auf der Straße auf den Weg, um zu entdecken, ob und wie ihnen das Feuer des Dornbuschs begegnet, wo sie heiligen Boden entdecken und den Impuls bekommen ihre Schuhe auszuziehen, die für die Distanz zur Wirklichkeit, auch für Macht und Besserwisserei, stehen können.

4       Die Sehnsucht nach dem barmherzigen Gott

In der ersten Phase der Exerzitien auf der Straße, ignatianisch gesprochen in der Fundamentübung, geht es darum, der aktuellen eigenen Sehnsucht auf die Spur zu kommen. Dies geschieht mittels einer Kontrasterfahrung. Denn die Exerzitanten und Exerzitantinnen sind zunächst angehalten, auf der Straße aufzuspüren, was sie traurig oder zornig macht, also die unbarmherzigen Seiten von Straße, die bei ihnen wach werden, wahrzunehmen. Dieser erste Schritt wurzelt biblisch im Nein Jesu zu den Verlockungen des Satans in der Wüste bzw. im Blick auf die Taufe, bei der ebenfalls ein Nein dem Ja vorangeht. Über diesen Umweg einer Kontrasterfahrung lässt sich leichter die eigene aktuelle Sehnsucht beschreiben. Diese Sehnsucht wird mit der Geschichte von Hagar in Verbindung (Gen 16) gebracht. Die schwangere Hagar hatte Sehnsucht danach, geachtet und gerecht behandelt zu werden. Als sie die Situation unter ihrer Herrin Sara nicht mehr aushielt, lief sie in die Wüste, wo sie als erste Person in der biblischen Geschichte von einem Engel aufgesucht wurde, der sie nach ihrem Weg fragt und ihr dann eine Zusage und eine Zumutung mit auf den Weg zurück gibt: zum einen bekommt sie eine Verheißung für ihren ungeborenen Sohn, zum anderen soll sie die harte Behandlung ihrer Herrin ertragen. Hagar gab diesem Ort den Namen: El-Roi, d.h. „Gott, der nach mir schaut“ und dem dortigen Brunnen den Namen: Beer-Lahai-Roi, d.h. „Brunnen des Lebendigen, der nach mir schaut.“ Ein unscheinbarer Ort in der Wüste, von den Tränen der Hagar benetzt, wird zum Ort der Erscheinung Gottes, der sich als ihr gegenüber als barmherzig erweist (so auch bei der zweiten Flucht in die Wüste mit ihrem Kleinkind Ismael (Gen 21,9-21). Im Anschluss an diese Geschichte suchen auch die Übenden der Straßenexerzitien einen Namen für Gott, auf den sie sich in diesen Exerzitien mit ihrer Sehnsucht ausrichten wollen. Und wie bei Hagar drücken diese Namen etwas von Gottes Barmherzigkeit aus, wie z.B.: „Gott, der mich ansieht“, „Gott, der du mit mir allein sein willst“, „Gott, der mich auf dem Weg nach unten begleitet.“

5       Geistliche Haltungen bei den Exerzitien auf der Straße

In einer qualitativ-empirischen Studie[6] zu Erfahrungen der Exerzitien auf der Straße zeigte sich, dass in diesen Exerzitien die Haltung des Seinlassens eine besondere Bedeutung hat. Darunter verstehen die Interviewten zunächst eine Haltung grundlegender Absichtslosigkeit, um sich auf die ganz andere Realität der Straße und ihrer spirituellen Wirkung einlassen zu können. Dabei ist durchaus bewusst, dass auch bei den Exerzitien auf der Straße Absichten eine Rolle spielen. Aber als wichtig wird erachtet, diese so gut es geht zurückzunehmen, um sich ganz der Wirklichkeit der Straße zu öffnen und sich von dieser überraschen zu lassen, so dass die absichtslose Haltung auch als eine Folge des geistlichen Übens auf der Straße beschrieben werden kann. Einlassen führt nach dieser Erhebung zum Seinlassen.

Unter dem Stichwort des Seinlassens können auch die Erfahrungen subsumiert werden, die vom Stillwerden mitten im Lärm der Straße sprechen, vom Prozess, nach und nach ins innere Hören zu kommen oder Weitung und Entgrenzung zu erfahren. Im Spiegel der Mosegeschichte werden diese Erfahrungen mit dem Stehenbleiben des Mose und seinem Ausziehen der Schuhe beschrieben.

Die Haltung der Absichtslosigkeit wird in einer doppelten Perspektive verankert: Es geht um das Moment des Seinlassens der Straße, also sich auf diese weder als Missionar noch als Sozialarbeiterin zu begeben und das Seinlassen im Blick auf sich selbst, was in dieser Exerzitienform als das Entdecken der Straße in sich selbst bezeichnet wird.

6       Erfahrungen mit dem barmherzigen Gott auf der Straße

Solche grundlegenden geistlichen Haltungen können nun mit einer bestimmten Erfahrung Gottes verbunden werden, dass nämlich Gott als eine überraschende Wirklichkeit entdeckt wird, die sich in die Straße inkarniert hat, was zu Aussagen führt, dass Gott ganz „einfach“ sei, und dass Gott hier zugleich als „weiter“ erfahren werde. In der Diktion der Straßenexerzitiensprache kann sich die Flamme des Dornbuschs an jeglichem Ort der Straße, an dortigen Dingen und in besonderer Weise an den Menschen dort zeigen und den Exerzitanten oder die Exerzitantin ansprechen.

Ein wichtiges Ergebnis lautete, dass die Übenden auf der Straße lernen, dass sie Gott nicht festlegen dürfen, dass Gott sich überraschend und anders zeigt. Zugleich wird deutlich, bei aller Störung und Verstörung, die diese andersartige Gegenwart Gottes im Exerzitienprozess bedeuten kann, dass diese, wie es schon die jeweiligen persönlichen Gottesnamen verhießen, als eine barmherzige qualifiziert werden kann. Denn gerade widerwärtige Erscheinungen können – doxologisch gesprochen – einen eigenen Glanz durch die Herrlichkeit bekommen, ohne dass sie sich deshalb äußerlich verändern.

Eine solche Wahrnehmung Gottes zeitigt bestimmte Wirkungen hinsichtlich des Blicks der Exerzitantin oder des Exerzitanten. Denn das Einlassen auf das Feuer des Dornbuschs kann dazu führen, sich für die Kontemplation der Straße sowohl im Außen als auch der Straße im eigenen Inneren sozusagen den barmherzigen Blick Gottes anzueignen, interessanterweise oft gerade an Orten und bei Menschen, die in ihnen zunächst Widerstände ausgelöst haben. Das entscheidende Stichwort scheint dabei das der Verbundenheit zu sein. Exerzitanten erzählen häufig davon, dass sich zwischen ihnen und fremden Menschen auf der Straße, aber auch gegenüber Orten, die oft im vordergründigen Sinn keine schönen sind, eine überraschende Verbundenheit einstellen kann. Allerdings wird die Realität der Straße in ihrer unbarmherzigen Seite dabei nicht so weichgespült, dass sie nicht mehr Straße wäre. Aber auf der Straße zeigen sich gewissermaßen Einbrüche von Gottes Barmherzigkeit. Biblisch gesprochen wird die Straße zur Wüste als Ort spezifischer Offenbarung des barmherzigen Gottes. Mit anderen Worten sehen der Exerzitant oder die Exerzitantin Menschen und Orte plötzlich mit neuen Augen.

Natürlich handelt es sich hier auch um eine Wechselwirkung. Die oben beschriebenen Haltungen, die Teilhabe am barmherzigen „Gottesblick“ und auch das Gefühl tiefer Verbundenheit können nicht nur Folge sondern auch wieder Ausgangspunkt für eine neue Erfahrung der barmherzigen Gegenwart Gottes auf der Straße werden. Und die empirische Untersuchung machte deutlich, dass die Interviewten solche Erfahrungen im Alltag weiterwirken sahen, manchmal in Absetzung zu anderen Exerzitien.

In den abendlichen Gottesdiensten während der Exerzitien stehen biblische Straßengeschichten im Mittelpunkt, die liturgisch die Geschehnisse der Übenden auf der Straße feiern. Diese werden in unterschiedlichen Formen gefeiert: als Eucharistiefeiern, als Weggottesdienste auf der Straße, als Wortgottesfeiern. Gegen Ende der Exerzitien ist die Fußwaschung Jesu ein festes Ritual, das in besonderer Weise die Barmherzigkeit Jesu Christi zelebriert. Diese Gottesdienste feiern die Erfahrung der barmherzigen Gegenwart Gottes in unterschiedlichen Perspektiven, nämlich als Darbringung des Staubes der Straße, als Feier der zuvorkommenden Gnade Gottes und als Heiligung des als heilig erkannten Bodens.

Wie kann diese Erfahrung der Nähe eines barmherzigen Gottes auf der Straße und in den dazu gehörenden liturgischen Feiern theologisch näher gefasst werden?

7       Die Straße als Sakrament

Die beschriebenen Erfahrungen Gottes „auf der Straße“ können nun in einer theologischen Reflexion als eine sakramentale Gegenwart Gottes qualifiziert werden. In der genannten empirischen Untersuchung zeigt sich, dass Gottes Gegenwart auf der Straße der eigenen Erfahrung dazu vorangeht, dass sich die Exerzitantin davon persönlich angesprochen fühlt, was als ein direkter Draht zu Gott beschrieben werden kann, der sich sozusagen in den Geschehnissen auf der Straße herausbildet. Diese vorausgehende Gegenwart Gottes ermöglicht Vertrauen, so dass neue Facetten Gottes in den Blick geraten können, eine Relativierung des eigenen Tuns veranlasst wird und eine persönliche Botschaft erfahren werden.

All diese Erfahrungen werden nun nicht nur auf der Straße gemacht sondern auch durch die Straße, indem diese mit ihren Menschen und Orten und den dadurch ermöglichten Interaktionen mit dem Exerzitanten oder der Exerzitantin zum Instrument der Gegenwart Gottes wird. Theologisch gesprochen wird die Straße zum Sakrament, zum wahrnehmbaren Zeichen und Werkzeug der grundlegenden Gnade Gottes.

In der abschließenden Phase der Exerzitien wird mit dem Blick der Emmausgeschichte der eigene Weg rekapituliert. So wie die Emmausjünger nach der Entdeckung des Auferstandenen mit einer neuen Sicht auf die Dinge den Weg zurück nach Jerusalem nehmen, so schauen die Exerzitanten und Exerzitantinnen in einer Art Relecture auf ihren Exerzitienweg und suchen nochmals im Geist oder real Orte auf, an denen sie Antlitz des Auferstandenen identifizieren konnten. Die Orte, manchmal sind es auch konkrete Dinge und Menschen können also als Sakramente bezeichnet werden, die – traditionell gesprochen – als durch Christus eingesetzt zu qualifizieren sind. Denn in einer grundlegenden Betrachtung der Schöpfungswirklichkeit kann alles als durch Christus geschaffen betrachtet werden, wie es der Kolosserhymnus und der Johannesprolog im Anschluss an weisheitliche Entwürfe nahe bringen. In diesem Sinn ist kann auch die Straße als durch Christus geschaffen gesehen werden. In einer alternativen Übersetzung von Joh 14,6 (ἐγώ εἰμι ἡ ὁδὸς) kann Jesus Christus selbst als Straße bezeichnet werden.[7]

Das für ein Sakrament notwendige Wort kommt häufig von den genannten in den Straßenexerzitien verwendeten Bibelstellen. Auch Menschen auf der Straße können diese „priesterliche“ Funktion wahrnehmen, wenn Exerzitanten oder Exerzitantinnen ihnen ihre Frage stellen (z.B. als jemand einen Obdachlosen an der Suppenküche sagte, er sei auf der Suche nach Gott und zur Antwort bekam: „Da bist du hier richtig.“) Ganz wesentlich für das deutende Wort des sakramentalen Geschehens sind auch die abendlichen Erzählrunden. Hier entsteht dieses Wort, manchmal schon allein durch das Erzählen des Erlebten, manchmal in der Reaktion der Hörenden.

Bei aller Anstrengung und schmerzhaften Selbsterkenntnis, die damit verbunden sein kann, wird dieses Geschehen in der Regel als etwas Heilsames erfahren. So wie explizit in den rituellen Sakramenten wird auch im Sakrament der Straße Gottes Barmherzigkeit in konkreter Materie sichtbar und spürbar.

8       Fazit

Die Rede von der Barmherzigkeit Gottes braucht Resonanzräume, die sie Menschen von heute als Erfahrung nahe bringen. In den Exerzitien auf der Straße kann die Straße zu einem solchen Raum werden, in dem die Barmherzigkeit Gottes widerklingen kann. So kann die Straße sakramental wirken und in ihrer Materialität die unsichtbare Gnade Gottes sichtbar und wirksam werden lassen.

Die Straße, die aus sich heraus keine Barmherzigkeit aufweist, kann in spezifischer Weise das Paradox des Kreuzes, dass gerade ein unbarmherziges Instrument der Folter und Hinrichtung der Menschen zum Zeichen und Werkzeug der unendlichen Barmherzigkeit Gottes wird, erfahren lassen.

Das Wechselverhältnis zwischen dem barmherzigen Blick Gottes auf sich selbst und dem eigenen barmherzigen Blick auf andere Menschen, selbst wenn sie nicht den eigenen moralischen Vorstellungen entsprechen sollten, wird auf der Straße in besonderer Weise deutlich. Die Teilhabe am barmherzigen Gottesblick kann also die eigene Wahrnehmung und womöglich auch das eigene Handeln im Sinne der Barmherzigkeit verändern, so dass hier die Verheißung aus der Feldrede Jesu greifbar wird: „Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist!“

Michael Schindler ist Pastoralreferent und derzeit tätig in Friedrichshafen

Der Beitrag ist erschienen in George Augustin / Johannes Kreidler (Hg.), Barmherzigkeit verkünden, Verlag Kath. Bibelwerk Stuttgart, ISBN 978-3-460-32154-0, S. 185-195.

Literaturverzeichnis

Herwartz, Christian (2006): Auf nackten Sohlen. Exerzitien auf der Straße. Würzburg: Echter.

Herwartz, Christian (2011): Brennende Gegenwart. Exerzitien auf der Straße. Würzburg: Echter (Ignatianische Impulse, 51).

Jans-Wenstrup, Maria; Kleffner, Klaus (2013): „In den Pfützen spiegelt sich ein Himmel“. Straßenexerzitien im Revier. In: Lebendige Seelsorge 64 (3), S. 191–196.

Sennett, Richard (1985): Verfall und Ende des öffentlichen Lebens. Die Tyrannei der Intimität. 3. Aufl., 6. – 7. Tsd. Frankfurt am Main: Fischer.

Endnoten

[1] Eine Phänomenologie der Straße existiert bisher nicht. Entsprechende sozialwissenschaftliche Darstellungen finden sich in den Sozialwissenschaften unter Begriffen wie „Öffentlicher Raum“ oder „Urbanität.“ Eine Skizze zu einer Phänomenologie der Straße lege ich in meiner Dissertation vor, die im Jahr 2016 voraussichtlich unter dem Titel: „Gott auf der Straße – Studie zu theologischen Entdeckungen bei den Straßenexerzitien“ erscheinen wird.

[2] Das gilt nicht für die künstlichen Straßen wie die Shopping Malls, die sozusagen die Vergnügungen der Straße ohne deren Gefahren und Unannehmlichkeiten (Regen, auffällige Zeitgenossen, Autoverkehr) als „privater öffentlicher“ Raum bieten wollen.

[3] Vgl. hierzu die Ausführungen in dem zum Klassiker gewordenen Werk des Soziologen R. Sennett zur Veränderung innerhalb der Kosmopolis im 18. Jahrhundert: „Als die Städte größer wurden und sich Strukturen von Geselligkeit entwickelten, die unabhängig von der direkten Kontrolle durch den König waren, nahm auch die Zahl von Orten zu, an denen Fremde einander regelmäßig begegnen konnten.“ (Sennett 1985, S. 31).

[4] Herwartz 2006, S. 37. Ebd. 37-38 erzählt Herwartz die Ursprungsgeschichte dieser Exerzitien.

[5] Eine vertiefte Beschreibung, eine Fülle von Erfahrungsberichten und Termine von Exerzitien sind über die Website www.strassenexerzitien.de zugänglich. Als Einführung ist besonders der Artikel von Maria Jans-Wenstrup und Klaus Kleffner zu empfehlen: Exerzitien am anderen Ort: Straßenexerzitien als geistliche Erfahrung durch fremde Orte, vgl. auch dieselben Autoren: Jans-Wenstrup und Kleffner 2013. Eine ausführlichere Beschreibung der inhaltlichen Dimensionen dieser Exerzitienform findet sich in: Herwartz 2011.

[6] Die empirische Untersuchung findet sich in meiner oben genannten Dissertation.

[7] So lautet eine Kapitelüberschrift Herwartz 2011, S. 29–31 Es lässt sich zeigen, dass eine solche Wiedergabe des griechischen „Hodos“ (was wiederum die Übersetzung des hebräischen „Därach“ ist) exegetisch legitim ist, denn die Grundbedeutung dieses Begriffs ist die konkrete Straße bzw. der Weg.

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