Die Straße als Anders-Ort — Gott auf der Straße begegnen? Wie soll das gehen?

Bericht von Straßenexerzitien in Essen

Einen Eindruck davon erhielten fünf interessierte Frauen am 10.09.2020. Pater Lutz Müller SJ hatte ins Abuna-Frans-Haus nach Essen-Frohnhausen eingeladen. Der Leitgedanke des „Schnuppertags Straßenexerzitien“ war, Gott an einem ungewöhnlichen und ungewohnten Ort zu suchen. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde führte Pater Müller in das Format ein: Bei Straßenexerzitien sind die Teilnehmenden auf der Straße unterwegs. Sie folgen den Bewegungen der eigenen Sehnsucht. Lassen sich ein auf ungewohnte Lebenswelten — oft auf Menschen am Rande der Gesellschaft. So üben sie, sich selbst, den anderen und Gott darin zu begegnen. Die Leitfragen des ersten Schnuppertages entwickelte Pater Müller aus dem Gleichnis des brennenden Dornbusches. Was ist (m)ein heiliger Ort für diesen Tag? Wo und wie verlasse ich meine Komfortzone und gehe dorthin, wo es unangenehm wird?

Nach diesem Einführungsimpuls ging es für die fünf Frauen bei strahlendem Sommerwetter hinaus. Vier Stunden Zeit lagen nun vor den Teilnehmerinnen. Zeit für Begegnungen mit dem Innen und Außen, mit dem eigenen Herzen oder Menschen in verschiedensten Lebenslagen. Einige Teilnehmerinnen verzichteten dabei auf jegliche Hilfsmittel wie Handy, Geld oder die Fahrkarte für den ÖPNV. Für andere war die Fahrt mit der Straßenbahn die erste Begegnung mit Menschen, die ebenfalls unterwegs waren. Wieder andere ließen mit dem Fahrrad die Welt an sich vorbeiziehen.

Um 15 Uhr traf sich die Gruppe wieder im Garten des Abuna-Frans-Hauses. Eine intensive Zeit lag hinter den Teilnehmerinnen, die nun nacheinander von ihren Erlebnissen, Eindrücken und Gefühlen berichteten – und die ihre eigenen Antworten auf die Leitfragen gefunden hatten. Der Austausch über diese Antworten rundete den Tag ab. Sechs Stunden intensiver Erfahrungen lagen hinter den Teilnehmerinnen, die sie als „Urlaub vom Alltag“, „Auszeit“ oder „wertvollen Impuls“ bezeichneten. Alle Frauen dankten dem Gastgeber und der Organisatorin, Barbara Weß, Kollegin aus dem Fachbereich Integration und Migration, von Herzen. Damit verbunden war der innige Wunsch, diese Veranstaltung zu wiederholen. Wir dürfen gespannt sein: Frau Weß und Pater Müller haben bereits mit den Planungen für eine weitere Veranstaltung begonnen.